
Nina Gromyko
Das Problem des Wissens und der Wissenschaft
in der Philosophie von Leibniz und Fichte
Einführung
Heute, im Jahrhundert der schier unendlich verbreiteten wissenschaftlichen Einrichtungen und professionellen Spezialisierungen mag es unsinnig erscheinen., einen einheitlichen Grund aller Wissenschaften zu suchen. Betrachten wir z.B. die Mathematik: Vertreter verschiedener wissenschaftlicher Schulen sprechen schon seit langem Sprachen, die unklar für einander sind, obwohl sie sich für Mathematiker halten.
Um so schärfer stellt sich die Frage : ob wir über die Entwicklung des Wissens schlechthin unabhängig von seiner gegenständlichen Besonderheit sprechen können. Wissen als Wissen selbst? Was bedeutet Wissen im 21. Jahrhundert? Hat es ein und dieselbe Struktur und Natur wie zur Zeit von Leibniz und Fichte, oder ist es grundlegend anders? Hat es die gleichen Entwicklungsmechanismen? Sammelt es sich nur an oder entwickelt es sich wirklich? Die Antwort ist grundsätzlich wichtig in Hinsicht auf die Frage, ob die heutige Entwicklung des Wissens zur Entwicklung des Menschen als eines Bildes von Gottes, genau gesagt, der Vergöttlichung des Menschen, beiträgt; oder steht es ihr im Wege?
In diesem Zusammenhang haben die epistemischen Projekte der Wissenschaftsentwicklung, die von Leibniz und ganz anders von Fichte entwickelt wurden, als kulturelles Vorbild höchsten Niveaus heute besondere Bedeutung, der man sich annähern muss, als auch als wissenschaftliche Programme, die sich in den modernen Wissensprojekten fortsetzen, sowohl in Kooperation als auch im Streit miteinander.
Es gibt viele Forschungen, die der Analyse gewidmet sind, welchen Beitrag jeder der uns interessierenden Philosophen bei der Entwicklung der Wissenschaften leistete. Und aufgrund dieser Forschungen kann man leicht die Schlussfolgerung ziehen: das Hauptproblem sei für beide die Suche nach Einheit des Wissens und die Entwicklung universeller Prinzipien gewesen, die die ganze Mannigfaltigkeit der Wissenschaften, die sich sowohl in der Zeit von Leibniz als auch in der Zeit Fichtes unglaublich aktiv entwickelten, in einem einheitlichen Korpus zusammenbringen.
Obwohl zwischen den Todesdaten von Leibniz und Fichte ein ganzes Jahrhundert liegt, lösten beide eine ähnliche soziokulturelle Aufgabe, nämlich die von Deutschlands Wiedergeburt nach den zerstörerischen Folgen des Dreißigjährigen Krieges (Leibniz) und den napoleonischen Kriegen (Fichte) mittels des Projektes der Entwicklung der Wissenschaften. Das Problem der Suche nach der Einheit des Wissensuniversums trug für beide einerseits wissenschafts-theoretischen, anderseits soziokulturellen Charakter. Der eine wie der andere sah in der Lösung des Problems ein Mittel zur Rettung Deutschlands, seiner Wiedergeburt und Stärkung im weltweiten Zusammenhang.
Wir werden im Folgenden eine Gegenüberstellung der wichtigsten Prinzipien von Leibniz und Fichte darlegen, und damit die Besonderheiten ihres Verständnisses der Wissens-strukturen und der Bedeutung der Wissenschaften sichtbar machen. Darüber hinaus werden wir die Lösungen des angegebenen Problems in seiner Entwicklung aufzeigen. Und um die Bedeutung der Leibnizschen Philosophie sichtbarer zu machen, fangen wir mit einer Gegenüberstellung der Ergebnisse dieser Einwirkung an, d.h. mit Fichte.
I. Wissenslehre
1.1. Fichte
Während seines ganzen Lebens versuchte Fichte auf die Frage, was das Wissen sei, eine Antwort zu finden. Der Titel «Wissenschaftslehre», den Fichte für seine Philosophie prägte, spricht für sich selbst: es geht um die Errichtung einer wissenschaftlichen Lehre vom Wissens. Fichte ist der erste, der keinen Erkenntnisprozess, sondern die Struktur des Wissens zu beschreiben anfing und damit einen Übergang von der Erkenntnistheorie zur Epistemologie zustande brachte. Der Autor der Wissenschaftslehre begann mit der Analyse des Wissens als einer Denkgestalt besonderer Art, die unabhängig vom Erkenntnisprozess des einzelnen Subjektes ist. Dabei ging er über den Rahmen des «S — O» Schemas hinaus zum Schema von «Wissen — Gegenstand» .
Die Möglichkeit, das Wissen als ein selbstständiges Wesen anzunehmen, wurde vom kantischen Transzendentalismus vorbereitet. Die „Subjekt-Objekt Beziehung + transzendentales Prinzip" als einheitliche Struktur anzunehmen, erlaubten, sie als ein Schema des Wissens zu interpretieren.
Fichte, der sich unter dem Einfluss der Kantschen Philosophie befand und sich für einen konsequenten Anhänger der Ideen der kantischen Transzendentalphilosophie hielt, interpretierte das transzendentale Prinzip anders als Kant. Dieser verband es ausschließlich mit der Tätigkeit des Subjektes. Fichte sah das transzendentale Prinzip anders: nicht als Prinzip der Subjektivität, das der Konstitution eines Objektes zugrunde liegt, sondern als Prinzip, das dem Unterscheiden und Verbinden des Subjekts und des Objekts zu Grunde liegt. Fichtes „Substantialisierung“ des transzendentalen Prinzips brachte es eben mit sich, dass das Wissen als solches Gegenstand der philosophischen Forschung werden konnte Demzufolge erstellte Fichte eine Epistemologie als Wissens-lehre und bewies, dass sie ein selbständiges Teilgebiet der Philosophie wurde, und, seiner Meinung nach, das perspektivisch aussichtsreichste.
Darin besteht also der erste und wichtigste Grundsatz Fichtes: Das Wissen an sich kann selbständiger Gegenstand philosophischer Forschung sein.
1.2. Leibniz
Im Unterschied zu Fichte geht Leibniz nicht als Epistemologe, sondern als Metaphysiker zur Sache, er sucht die Prinzipien der harmonischen Ordnung der Dinge. Die Wissen (die Begriffe) versteht er gleichbedeutend mit den Dingen, wie eine Art zur anderen gehörend. Das heißt, Wissen als eine besondere Denkstruktur gibt es nicht, und eine Lehre über das Wissen als selbständige Institution der Philosophie ebenso wenig. Allerdings und immerhin stellt er einen Typus des Wissens auf, nämlich die numerologische Kombinatorik, und zwar als ein Meta-Wissen, das sowohl grundliegend als auch universell ist, und darüber hinaus Logik, Mathematik, Semiotik und Anthropologie (Bewusstseinsstrukturen) in sich vereinigt,. In seiner «Dissertatio de arte combinatoria» beschreibt er diesen Wissenstypus als ein Alphabet, das die Durchführungsregeln der Operationen aller Kenntnisse und Begriffe enthält. Das heißt, er verbindet Logik, Mathematik, Semiotik und Anthropologie nicht im Hinblick auf fixierte Denkformen, wie bei Aristoteles, sondern auf Prozeduren und Operationen des Denkens.
Mit der Erstellung dieses Meta-Wissens verarbeitete und überarbeitete Leibniz ein bekanntes Traktat von Raymundus Lullius (Ramon Lull) (1235 – 1315) «Ars magna» (Die Große Kunst). Und die Art und Weise der Bearbeitung der Strukturen, die von Lullius erstellt wurden, trägt Urtätigkeitscharakter.
Es geht also um Ur-tätigkeit, nicht um logische Tätigkeit, weil Operationen als Objekte besonderer reflexiver Beschreibungen nicht vorliegen. Dafür muss man allerdings erst den Begriff der Tätigkeit einführen und festlegen. Und später ist das auch das Verdienst von Schelling und Fichte gewesen. Die Methode der Zusammenführung aller komplexen Begriffen zu einfachen Begriffen und wiederum durch Bezeichnung und Ersetzung bestimmter Operationen, die uns Kenntnisse über alle Wesen des Universums zu entwickeln erlaubt, ist jedenfalls ein Vorläufer von Fichtes Tathandlungssystem der Wissenschaftslehre gewesen.
Ein wichtiger Punkt ist, dass die Urtätigkeitswissensgestalt von Natur aus anthropologisch ist. Und das ist genau das, was das menschliche Bewusstsein im Verhältnis zum absolut göttlichen Sinn zusammenhält.
Leibnizens Zugriff zur Numerologie ist sehr lehrreich. Praktisch tritt er aus dem Programm des Aristoteles heraus und kehrt zum Pythagoreismus zurück. In diesem Zusammenhang ist es kein Zufall, wenn Leibniz an das altchinesische «Buch der Wandlungen» («I-Ging») anknüpft und dann die Entdeckung des binären Zahlen-systems macht, das als Grundlage der modernen Digitalität gilt. Gemäß dem Sinologen A. I. Kobzev erstickte die Numerologie im chinesischen Geist die Logik der Subjekt-Prädikat-Beziehungen und Berechnungen («Wie viel Prädikate hat ein Subjekt» etc.). Und wiederum, im Gegensatz zur europäischen Philosophie, schoben Aristotelismus und formale Logik den Pythagoreismus an die Peripherie.
Von großer Wichtigkeit ist, dass Leibniz über den Rahmen der aristotelischen Logik hinausging und den Pythagoreismus als Struktur des Denkens wieder herstellte.
2. Wissen und Tathandlung
2.1. Fichte
Der zweite wesentliche Grundsatz Fichtes ist, dass das Wissen nur in einer bestimmten Form der Tathandlung existieren kann. Ohne Tathandlung gibt es kein Wissen. Wenn man Wissen außerhalb der Tathandlung betrachtet, stellt es sich als identisch mit einem jedwedem objekten Ding heraus. Diejenigen, die so denken, kritisierte Fichte scharf und nannte sie Naturalisten, die den Geist materialisieren und sich der Gelegenheit berauben lassen, die wahre Natur des Wissens zu identifizieren und zu begreifen.
2.2. Leibniz
Wie Leibniz in seinem Brief an den Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Johann Friedrich schrieb, durch die Kunst der Kombinatorik «alle Notiones compositae der ganzen welt in wenig simplices als deren Alphabet reduciret, und aus solches alphabets combination wiederum alle dinge, samt ihren theorematibus, und was nun von ihnen zu inventiren müglich, ordinata methodo, mit der zeit zu finden, ein Weg gahabnet wird. Welche invention, dasern sie Wils Gott zu Werk gerichtet, als mater aller inventionen von mir vor das importanteste gehalten wird, ob sie gleich das ansehen noch zur zeit nicht haben mag. Ich habe dadurch alles was erzehlet werden soll, gefunden, und hoffe noch ein mehrers zu wege zu bringen». Wichtig ist, dass Leibniz das Einfachheitskriterium als ein anthropologisches einsetzt: das Gleichmäßigkeitskriterium des Wissens dem Menschen gleichsetzt, und die Übereinstimmung des Wissens mit den Organisationsformen des menschlichen Bewusstseins. Nicht zufällig, dass Leibniz derjenige ist, der das Konzept der unterschwelligen bewusstlosen Wahrnehmungen einführte — petites perceptions, wählend die Grenze der Bewusstseinsfähigkeit wie den Gegenstand einer besonderen Untersuchung.
N. A. Osminskaya, Autor der ersten russischen Übersetzung von Leibniz‘ Werk «Über die Kunst der Kombinatorik», erläutert dessen Methode so: " Die Aufgabe der kombinatorischen Kunst nach Leibniz ist: a) alle komplexen Dinge und Begriffe in einfache Elemente, die sich von sich aus nicht weiter zu zerlegen lassen und nur durch Analogie zu verstehen sind, zerlegen: die auf solche Weise gefundene Grundprinzipien stellen von sich aus ein «Alphabet der menschlichen Gedanken» dar, zu denen eine Reduktion eine präzise Kenntnis der Dinge zu erreichen ermöglicht; b) alle möglichen Kombinationen der Grundprinzipien festlegen, damit neue gewonnen werden können und einschließlich abgeleitete Wahrheiten [...]«. Gerade diese Operationen der „Zerlegung“ des Komplexen auf Einfaches und umgekehrt, neue Fassungen der „Verbindung“ der Grundprinzipien in komplexe Kombinationen, sind der Schwerpunkt des Urtätigkeitansatzes, der eine bedeutende Entwicklung in Fichtes Tathandlungssystem der Entstehung des Universums alles Wissens stattfand. Der Urtätigkeitsansatz sollte anthropologo-kognitiv genannt werden, der mit Bewusstheit von Einfachheit und Komplexität verbunden ist. In ihm erkennt man schon die Möglichkeit des Tathandlungsansatzes: denn, in der Tat, wenn man ein einfaches „Bausteinchen“, das sich weiter nicht mehr zerlegen lässt, durch einen Prozess der Zerlegung festlegt, kann man dann in einen selbständigen Gegenstand der Handlung verwandeln.
3. Wissen und System
3.1. Fichte
Der dritte, Fichte wesentliche mit dem Wissen verbunden Grundsatz, stellt fest, dass man ein System oder eine Systematik für seine Beschreibung braucht. Das System ist ein Mittel, das hinsichtlich jeder Form der Fächerung eine Meta-Ebene zu erreichen ermöglicht und damit eine Form der Beschreibung des Wissens erstellt, die tatsächlich ein Wissen über die Ordnung des Wissens darzustellen erlaubt. «Die Wissenschaftslehre ist selbst eine Wissenschaft [...] sie hat einen Gegenstand, und es ist aus dem obigen klar, dass dieser Gegenstand kein anderer sey, als das System des menschlichen Wissens überhaupt»». «Die Wissenschaft ist ein System, oder sie ist vollendet, wenn weiter kein Satz gefolgert werden kann […]». Fichte wurde klar, Hauptkriterium der Echtheit eines Systems, ist seine Unfreiwilligkeit, ist, dass sich ein ganzes System aus einer einzigen Basis entfalten können muss. Dann kommt kein unangebrachtes Element hinzu: denn ein Element zieht zwangsläufig ein anderes, und ein fehlendes Element wird sofort erkannt, weil es den Zusammenbruch des gesamten Systems bedeuten würde. Somit ermöglicht das erstgefundene richtige Prinzip der Systematisierung der Wissensformen die vollste und zugleich höchst genaue Beschreibung des ganzen Universums des Wissens — nicht als Zerfall, sondern als eine einheitliche Vielfältigkeit. «[...] im menschlichen Wissen ist ein einiges System. Jeder Satz nun, der nicht zu diesem einigen Systeme gehören sollte, wäre von diesem Systeme nicht bloß verschieden, sondern ihm, insofern jenes System das einige seyn sollte, sogar entgegengesetzt, und müsste auf einem Grundsatze beruhen, in welchem der Satz läge: Das menschliche Wissen ist nicht ein einiges System».
3.2. Leibniz
Im Gegensatz zu Fichte stellt Leibniz noch keine Idee der Erstellung eines einheitlichen Systems des Wissens auf. Aber wie das oben erwähnte Jugendwerk von Leibniz nachweist, knüpft er die Leistung des Erkenntnisprozesses mit der Systematik auf grund der Kombinatorik zusammen, d.h. er ist auf der Suche nach einer Möglichkeit der Angemessenheit, Harmonie, Regelmäßigkeit in der Weltordnung, auf Grund richtiger Nummerierung der Prozedur der Kombination elementarer Begriffe, um sicherzustellen, dass sie in der richtigen Reihenfolge durchgeführt werden können. Ein solcher Ansatz ist ein offensichtliches Vorzeichen für Fichtes System des Wissenslehre.
Man möchte eigens betonen, dass diese Auslegung von der Einsicht vieler Forscher abweicht, die den Leibniz-Ansatz zum Aufbau eines einheitlichen Systems des Wissens mit dem Prinzip der Monaden verbinden.
Im Gegensatz zu ihnen sehen wir, dass genau dieses Prinzip Leibniz nicht erlaubt, ein einheitliches System des Wissens zu erstellen.
Eine Monade ohne Tätigkeitsinterpretation verwandelte sich in eine objektivierte, naturalisierte Morphologie eines wissenschaftlichen Gegenstandes, der von jeder anderen Gegenstandswissenschaft gleich entfernt ist.
Die Physik ist mit Biologie nicht vereinigt. Ein Versuch, sie zu verbinden, führt zur Erschaffung von zwei neuen Monaden, der Biophysik oder physikalische Biologie. Das zeigt die Grenzen des Leibnizschen Grundsatzes in der systemischen Organisation des Wissens. Ohne Tätigkeitsprinzip werden Kenntnisse in ein System nicht einzuordnen sein, sie verwandeln sich in ein auseinanderlaufendes multi-monadologiches Universum, in dem keine Regelung, Einordnung des Wissens, sondern nur ein menschliches Bewusstseins, das sich dem höheren Bewusstsein des Schöpfers angleicht, möglich ist.
4. Wissensanthropologie
4.1. Fichte
Vierter fundamentaler Grundsatz Fichtes: Wissen ist nicht nur durch Tathandlung ausgeprägt, es ist auch obligatorisch persönlich — anthropologisch, auch wenn wir über das absolute Wissen, die höchste Form des theoretischen Wissens, sprechen. Fichte reproduziert Leibniz‘ anthropologo-kognitives Prinzip des Wissens in seinem System. In diesem Sinne kann man festlegen, dass Fichte nicht nur Kantianer, sondern auch konsequenter Leibnizianer ist,, der die Leibnizsche Wissenslehre zu übertreffen nachstrebt.
Mit dem Erstellen von verschiedenen Fassungen der Wissenschaftslehre versuchte Fichte auf die Frage, wie von einer Seite die Tätigkeitsmechanismen und von anderer Seite die anthropologischen Strukturen, welche die Übertragung des theoretischen Wissens zu einer konkreten Person „bereitzustellen“ sind, zu beantworten. Aus diesem Grund haben alle Fassungen der Wissenschaftslehre unabhängig von der Zeit ihrer Entstehung eine gemeinsame Besonderheit: sie sind anthropotechnisch und eigenaufbauend. Der Leser sollte nicht nur den Text durchlesen um die Wissenschaftslehre zu verstehen, sondern kontinuierlich mit sich selbst etwas durchmachen, um die Struktur des theoretischen Wissens, die sich im Text darstellt, nachspüren zu können. Das System der Wissenschaftslehre ist ein Körper von Texten, geprägt durch Eigenbauenergie: Übertragung des theoretischen Wissens wird hier unter einer Bedingung durchgeführt, dass der Leser bzw. der einen Vortrag Hörende sich für diese Energie durch die Begreifung immer wieder höherer geistiger n Entwicklungsstadien, dessen Fixierung Methode das philosophische (= theoretische) Wissen ist, öffnet. Als eine solche grundlegende anthropotechnische eigenaufbauende Prozedur, den Aufstieg zu höheren Formen des theoretischen Wissens sicherzustellen t, setzt Fichtes Transzendenz Prozedur an.
In diesem Zusammenhang gab Fichte eine völlig neue Interpretation des theoretischen Wissens, die auf der Grundlage der oben dargelegten Grundprinzipien liegt.
Theoretisches Wissen in den früheren Fassungen der Wissenschaftslehre (1794—1800 ) ist eine logische Folge von bestimmten Akten des reinen Denkens, begleitet durch intellektuelle Vision, intellektuelle Anschauung der idealen Prinzipien, sowie begrifflichen und kategorischen Strukturen, die eine Form der einen oder der anderen (ggf. — jeder möglichen) Art des Wissens bestimmen. Der menschliche Geist kann von Anfang an bis zum Ende die Ordnung des theoretischen Wissens „ausgraben“ und identifizieren ( reflektieren), weil er die Gesetze und Prinzipien des Theoretischen in sich beinhaltet.
Theoretisches Wissen in späteren Fassungen der Wissenschaftslehre (1801—1814 ) ist der wichtigste Modus der Existenz des Absoluten Wissens, das um ein Vielfaches kognitive Fähigkeiten des Menschen übersteigt. Dies ist eine logische Folge von bestimmten energischen Anstrengungen des Menschen, dank derer er die Grenzen des Denkbaren erreichen und eine direkte Kommunikation mit Gott aufnehmen kann. Augenblicke solcher Kommunikation begleiten sich durch das Phänomen des Lichtes (Wissenslehre 1805). In diesen Momenten öffnen sich die Grenzen und Grundlagen des Denkbaren, da öffnen sich die idealen, übersinnlichen, energie-leuchtenden Seiten des absoluten Wesens, die über die Grenzen des Theoretischen liegen, obwohl sie die Quellen der letzteren sind. Nur durch sekundäre Reflexion schon nach ihrem Durchleben können sie in eine theoretische Form des menschlichen Wissens übertragen werden.
In beiden Fällen ist Fichtes theoretisches Wissen das wissenschaftliche Wissen über das Wissen, das systematisch aufgebaut ist und sich nicht auf zufällige Beobachtungen, sondern auf Gesetzen des geistigen Aktivität und Intelligenz beruht. Fichte glaubte, dass solche Gesetze tatsächlich existieren, man muss sie nur identifizieren und beschreiben lassen.
4.2.Leibniz
Wie wir schon bereits erwähnt haben, versuchte Leibniz noch in seinem Jugendwerk, in dem er die Entwicklung der Zahlen-Kombinatorik aufstellte, das Alphabet in Zahlen der Strukturen des Bewusstseins zu erkennen und auszudrücken, das als Basis für das Begreifen der grundlegenden Prinzipien der Weltordnung und die Erstellung vom wahren Wissen darüber dient. Bei dieser Suche trat Leibniz selber nur als Nachfolger der Pythagoreischen Schule auf, in der eine Zahl als heilige Gestalt galt. Sie ist heilig, weil Zahlen den Kontakt mit der Realität der Göttlichen Ordnung, die keine Schöpfung des Menschen ist, erlauben, und die durch Zahlen offenbart werden kann., wobei jede einzelne eine eigene Bedeutung für den Menschen hat. Y.V. Gromyko, der Autor von vielen interessanten Werken über Semiologie, Phänomenologie und Anthropologie, schreibt: [...]« es ist sehr wichtig, dass die Entwicklung eines solchen Bereichs, der vollständig durch Zahlen definiert ist, sich durch Subjekte als Vertreter des Pythagoreischen Bündnisses verbreitete, und auf deren Grundlage auch die Idee der Zahlen. In diesem Fall geht es um die Idee der Analyse und Harmonisierung seiner eigenen Seele, weil die Seele auch eine Zahl ist. Das ist schon ein weiter Bereich: Organisation des Menschen, der sich mit der Idee der Zahlen vertraut machen soll, damit er sich reinigt und Zugang zu allen aufgeführten Bereichen bekommt».
Bei der Ausführung der Kunst der Kombinatorik geht Leibniz, so wie die Pythagoreer, von der Idee der Göttlichkeit der Zahlen aus. Es ist nämlich die Zahl, die sich das menschliche Bewusstsein dem Ideal entgegen entfalten und den menschlichen Geist für die Betrachtung des Ideals «öffnen» lässt.
Über die Seligkeit der Anschauung und der Erkenntnis Gottes als höchste Werte, die menschliche Sehnsucht nach Wissen organisiert, schrieb Leibniz in allen seinen Werken. Unserer Meinung nach kam Fichte zur Entdeckung der intellektuellen Anschauung als universelle tätigkeitsbezogene Prozedur, die in der Struktur eines jeden theoretischen Wissens «zusammengezogen» ist, wenn er genau Leibnizens «Seligkeit der Anschauung» als Grundvoraussetzung für den Zustand des erkennenden Bewusstseins erfasste. Wenn wir eine theoretische Entdeckung, die von jemandem vorher kommt, nicht informativ, sondern intellektuell begreifen wollen, müssen wir selbst die intellektuelle Anschauung auslösen oder nach Leibniz in einen Zustand der Glückseligkeit der Liebe zu Gott treten.
5. Intersubjektivität als wichtigster Mechanismus der Wissenserstellung
5.1. Fichte
Im Mittelpunkt von Fichtes Epistemologie liegt ein weiteres Prinzip, nämlich das Intersubjektivitätsprinzip. Erkenntnis, nach Fichte, kann nur als Folge der mentalen und kommunikativen Interaktion von mindestens zwei verschiedenen Subjekten entstehen. Das «Ich» strebt nach Selbsterkenntnis, Erkenntnis der Menschen, Natur, Kultur, Gottes, nur deswegen, weil es einen «Anstoß» von außen von einem anderen «Ich» («Nicht-Ich») empfängt. Beim Aufstieg zum absoluten Wissen in jeder seiner Phasen entdeckt das «Ich» in sich Anwesenheit eines Anderen «Ich» als Aufruf zur theoretisch-mentalen, kommunikativen, praktisch-moralischen Tat. Das andere «Ich» kann ein anderer Mensch, ein anderer Stand, ein anderes Menschengeschlecht, und Gott selbst sein. Das andere «Ich» beschränkt die Freiheit meines «Ich» und zwingt es, das unendliche Andere zu begreifen, durchzuexerzieren und es der Erkenntnis zuzuweisen und in eine Beziehung des unendlichen spirituellen «Gebens und Erhaltens» einzuziehen. Die Entdeckung im eigenen «Ich» der Unendlichkeit des «Anderen» ermöglicht, die in der Welt vorhandene «prästabilierte Harmonie» zu erkennen, im «Ich» spiegelt sich das ganze Universum, und im Universum offenbart sich auch meine «Ich».
Fichte glaubte, dass der Mensch aufgrund seiner Einbeziehung in die intersubjektiven Beziehungen und durch Erkenntnis im eigenen Denken aller mentalen und geistiger Akte, die zur Erstellung des neuen Wissens führten, sich selbst als ein Mensch neu erschaffen kann. Der Mensch kann in sich dieses ganze Universum der spirituellen Taten der anderen erfassen und sich dadurch Gott annähern.
Es ist bemerkenswert, dass Fichte die Intersubjektivitätsidee, als wichtigste anthropologische Voraussetzung für die Erstellung des neuen Wissens, Leibniz verdankt. Zum Begriff der Intersubjektivität kam Fichte durch «Neuentdeckung» in seinem Denken der tätigkeits- und transzendentalbezogenen Idee der «prästabilierte Harmonie» von Leibniz, die die Grundlage seiner «Monadologie» ist.
5.2. Leibniz
Darüber schreibt in seinem Beitrag «Das Thema der prästabilierten Harmonie in der Wissenschaftslehre. Untersuchung zur Leibniz-Rezeption J.G.Fichte» ,der bekannte italienische Fichte Forscher Marco Ivaldo. «Leibniz habe eingesehen, dass kein Ding ohne Ich-Bezug denkbar ist, oder, anders gesagt, dass die Monade kein faktisch fertiges Ding ist, sondern wesensnotwendig als tätige Subjekt-Objekt-Beziehung konstituiert wird». «Wie anfangs angedeutet, ist Leibniz mit der Theorie von der Beziehung der geistigen Monaden zueinander im Rahmen der prästabilierten Harmonie in gewisser Weise ein Vorgänger von der Fichteschen Konzeption der Intersubjektivität gewesen und hat auf sie Einfluss ausgeübt. Die Wissenschaftslehre entfaltet insbesondere das intersubjektive Potential dieser Theorie».
Im P.52 von Leibnizens «Monadologie» finden wir tatsächlich schon die aufstellte berühmte These von Fichtes Wissenschaftslehre 1794: «Das Ich setzt sich, als bestimmt durch das Nicht-Ich». « Das Nicht-Ich hat, als solches, an sich keine Realität; aber es hat Realität, insofern das Ich leidet; vermöge des Gesetzes der Wechselbestimmung. Dieser Satz: das Nicht-Ich hat, soviel wir wenigstens bis jetzt einsehen, für das Ich nur insofern Realität, insofern das Ich afficirt ist; und ausser der Bedingung einer Affection des Ich hat es gar keine, ist um der Folgen willen sehr wichtig». (Teil 2 § 4 С. "Synthesis durch Wechselbestimmung der in dem ersten der entgegengesetzten Sätze selbst enthaltenen Gegensätze ", P.4).
Nun lesen wir, wie Leibniz: «52. Von daher sind zwischen den Geschöpfen Handlungen und Leiden gegenseitig. Denn Gott findet durch Vergleich zweier einfacher Substanzen in jeder der beiden Gründe, die sie zur Anpassung an die jeweils andere zwingen; folglich ist in gewisser Hinsicht handelnd, was unter einem anderen Gesichtspunkt leidend ist: handelnd, weil das, was man in ihr deutlich erkennt, den Grund anzugeben dient für das, was in einer anderen geschieht; leidend, weil der Grund dessen, was in ihr geschieht, in dem liegt, was man deutlich in einer anderen erkennt». Wie Ivaldo richtig darauf hinweist, formuliert Leibnizens Intersubjektivitätsprinzip («die Monade ursprünglich in eine intermonadische Beziehung eingebettet ist» ) im Gegensatz zu Fichte metaphysisch, nicht mit dem Tathandlungsansatz, sondern mit dem Urtätigkeitsansatz, in der Fichteschen Sprache gesagt, dogmatisch und nicht transzendental-kritisch. Leibniz kommt nicht zur intellektuellen Anschauung, die jeder Tätigkeitsakt in Fichtes Lehre über das Wissen vermittelt. Nach Fichte kann Wissen nur im Falle eines Aktes intellektueller Anschauung des IDEALEN und durch Intersubjektivität entstehen. Der Akt der intellektuellen Anschauung ist ein Akt der absoluten Freiheit. Anschauung des Idealen kann sowohl im Bereich des theoretischen Denkens als auch in dem der Praxis bestehen. Im ersten Fall führt dies zu der Möglichkeit der Wiedereröffnung im Denken eines jedes individuellen «Ich» des ganzen Universums theoretischen Wissens und seiner Entwicklung, im zweiten Fall – ist es die Schaffung des Reichs der universellen Freiheit. Wissenschaftslehre ist ein durch Tätigkeit entfaltetes Projekt des Aufbaus einer «prästabilierten Harmonie», das Fichte nicht als schon bestehende objektiv gegebene Weltordnung, sondern als ein Projekt der Entstehens der allgemeinen Freiheit — der Realität für alle zusammen und jeden einzeln — interpretierte.
Wir stimmen Ivaldos Behauptung zu: «die Wissenschaftslehre übernimmt Leibniz' Ontologie nach der Kantischen transzendentalen Wendung. Sie entfaltet jedoch den transzendentalen Gedanken auch mit den systematischen Impulsen, die aus Leibniz' Gedankengut hervorgehen».
Doch anders als Ivaldo finden wir, dass nicht der Begriff der Intersubjektivitätsbeziehungen,sondern das Wissen selbst, hinsichtlich dessen die Intersubjektivitätsbeziehungen untergeordnet und für das sie nur ein Mechanismus seiner Erzeugung sind, ein zusammenführender Festpunkt aller wichtigen Impulse, die Leibniz Fichte für die Entstehung seines Wissenschaftslehresystems gab.
6. Kommunikative intellektuelle Netze. Netzwerk-Projekte der Forschungsstrukturen
Das Problem der Entwicklung der Wissenschaft wird von beiden Philosophen durch die Entwicklung leistungsfähiger Kommunikationsnetze gelöst.
Das Projekt der Wissenschaften, das auf der einen Seite von Leibniz und auf der anderen von Fichte entworfen wurde, ist Quintessenz von Kommunikationsnetzen als institutioneller Rahmen der Entfaltung interpersonaler Beziehungen.
Nach R.Collins, Autor des Buches «Soziologie der Philosophien. Die globale Theorie der geistigen Veränderung» , waren die beiden Philosophen Organisatoren leistungsfähiger intelligenter Netzwerken, von denen eines große geopolitische Bedeutung hatte und Europa mit Russland und China verband; das andere wurde später unter den Begriff des «Deutschen Idealismus» subsumiert.
6.1. Fichte
Wir bekennen uns zu Collins Ansicht, dass Fichte der Organisator des leistungsfähigen intelligenten Netzwerks war, das an der Wende des 18. -19. Jahrhunderts zum Subjekt der geistigen Wiedergeburt der deutschen Nation wurde und schließlich als deutsche klassische Philosophie — «Deutscher Idealismus» benannt wurde.
Fichtes philosophisches System wurde als ein Programm für die Entwicklung der deutschen Gesellschaft entwickelt. Es richtete sich an die Führungskräfte der geistigen Entwicklung eines modernen Systems der Wissenschaften und daran, daß sich ein entsprechendes Bildungssystem institutionalisiere. Im Rahmen dieses Programms brachte Fichte sein neues epistemisch-philosophisches Modell universitärer Bildung ein. Dieses Modell wird aus seinen Projekten zur Neugestaltung der Universität Erlangen und der Errichtung der Universität Berlin ersichtlich. In der eskalierenden Situation der Fachspezialisierung und der Dominanz rationalistischer Formen des Wissens war es notwendig, eine neue universelle Basis zu finden. Fichte fand sie in der Tathandlung des Wissens.
Wie wird Universität in Rahmen säkularisierter Kultur möglich sein? Vor Fichte gab es im Großen und Ganzen keine Antwort auf diese Frage. Und als Folge keine Idee, welche die Notwendigkeit der Existenz spezifisch deutscher Universitäten hätte rechtfertigten können. Seine Idee hatte Fichte zusammen mit dem Programm der epistemischen Entwicklung der deutschen Gesellschaft entwickelt. Fichtes Projekte von Universitäten als Forschungslaboren erfüllten diese Idee auf das Vollkommenste:
Keine Vermittlung fertiger Informationen, sondern Einbeziehung der Studenten in die Anschauung der idealen Prinzipien, Ideen und, auf ihrer Grundlage, Entwicklung neuen Wissens stand bei Fichte an erster Stelle, als er die Projekte neuer Universitäten aufstellte. Und die Wissenschaftslehre bzw. Tathandlungslehre als ein lebendiger Organismus war die theoretische Grundlage, die es erlaubte, die Idee praktisch und technologisch durchzuführen.
Um die Wissenschaftslehre als ein Entwicklungsprogramm der Gesellschaft umzusetzen, brauchte man nach Fichte die Universität mit ihrer standfesten Struktur intelligenter Rituale, mit ihrem reichen kommunikativen Bereich, der für die Vermittlung theoretischen Wissens erforderlich ist und den nichts Gleichwertiges ersetzten konnte. Nur die Universität ermöglicht es, unterschiedlichste kulturelle Traditionen im allgemeinen kommunikativen Raum zusammenzubringen und einen intensiven Dialog zwischen ihnen zu organisieren. Keine «Geisteskoalition» (Collins) kann ohne intellektuell-kommunikative Begegnung mit anderen Traditionen entstehen. Wenn Fichte wirklich ein Netz «Deutscher Idealismus» organisierte, dann war es unmöglich, sich ein besseres Mittel für die Verfassung, Verstärkung und Energiebereicherung dieses Netzwerkes in Synchronie (durch Aufbau eines sinnvollen Konfliktes mit seinen Zeitgenossen) und in Diachronie (über Bindung an philosophische Vorgänger) vorzustellen. Die Universität ist nicht nur ein Netz, sondern mehrere intelligente Netze, die in einer ziemlich einfachen Reihe des wissenschaftlichen und pädagogischen Zusammenspiels «Lehrer — Schüler», «Professor – Profi-Kollegen», «Lehrer und Schüler – Lehrer- Vorgänger» eingebettet sind. Diese Matrix, die für geistiges Wachstum und das Entstehen intellektueller Aktivität notwendig ist, ist universell. Um es noch einmal zu sagen, wenn Fichte tatsächlich ein Netz «Deutscher Idealismus» erstellte, dann betrachtete er die Universität unter anderem als Plattform zum Erlernen der Erstellungskultur intelligenter Netze.
Bei der Entwicklung des Projektes, in dem die Universität nicht nur als Bildungs- , sondern auch als Forschungsstruktur auftritt, orientierte sich Fichte bestimmt an der Leibniz-Akademie. Fichtes Universität als Forschungslabor ist ein Projekt der Ausbildung einer neuen Art von Wissenschaftler für solche Strukturen wie die der Berliner Akademie der Wissenschaften.
6.2. Leibniz
Das Projekt der Berliner Akademie der Wissenschaften wurde von Leibniz als Institutionalisierung eines starken internationalen Intelligenz-netzwerks erstellt. Während er sich in Korrespondenz und aktivem kommunikativen Kontakt mit allen führenden Wissenschaftlern und Philosophen Europas befand, stellte Leibniz einen solchen Raum intersubjektiver Beziehungen zusammen, den er dann standardisierte und in eine institutionalisier- und reproduzierbare Form umwandelte.
Die Akademie der Wissenschaften ist für Leibniz sowohl wissenschaftliches Forschungsinstitut, Universität, als auch ein Industrieunternehmen, das neue Instrumente produziert. Er war sich der innovativen Einheit von Wissen, Technologie und Kompetenz voll bewusst. Vermutlich faszinierte Leibniz in erster Linie Peter den Großen, der weitgehende Folgen für die Entwicklung nicht nur neuer Wissenschaften, sondern auch neuer Praktiken in Russland im Leibniz-Projekt sah.
Zusammenfassung:
Fichte ist Nachfolger nicht nur von Kants Philosophie, sondern in gleichem Maße der Philosophie von Leibniz. Ohne Leibnizens Erkenntnistheorie hätte Fichtes Wissenschaftslehre nicht entstehen können.
Fichtes Entwicklungsprojekt der Wissenschaften und des theoretischen Wissens auf der Grundlage der Tathandlung ist eine große von Leibniz inspirierte Entwicklung der Philosophie. Leibniz selbst kam zur Entdeckung der Urtätigkeitsgrundlage in seiner Lehre über die Zahlen- Kombinatorik. Doch das Monadenprinzip blieb bei ihm das Hauptprinzip. Die Monadologie erhielt ihre Neuinterpretation durch das Tathandlungskonzept einhundert Jahre später in Fichtes Wissenschaftslehre.
Leider dominiert immer noch nicht das Tathandlungs- , sondern das Monaden-prinzip der Ordnung des Wissens in den modernen Bildungsmodellen und den Strukturen wissenschaftlicher Forschung. Die Menschheit nähert sich nur einem Verständnis der Philosophie von Leibniz und nur indirekt einer Wissensentwicklung an, die Fichte, der Leibniz Werke auf der Basis der Tathandlungstheorie «durchlas», schon vor zwei Jahrhunderten in seiner Lehre entwickelte.
Literaturverzeichnis:
1. Die philosophischen Schriften von Leibniz. Hrsg. von C. I. Gerhardt. Bd. IV. Berlin 1875–1890.
2. Gottfried Wilhelm Leibniz: Monadologie und andere metaphysische Schriften ; französisch-deutsch = Discours de métaphysique, Monadologie, Principes de la nature et de la grâce fondés en raison / hrsg., übers., mit Einl., Anm. und Registern vers, von Ulrich Johannes Schneider. — Hamburg : Meiner 2002 (Philosophische Bibliothek ; Bd. 537).
3. J. G. Fichte Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, hrsg. v. Reinhard Lauth und Hans Jacob, Bd.I, 2, «Werke 1793—1795», hrsg. v. Reinhard Lauth und Hans Jacob unter Mitwirkung von Manfred Zahn.
4. Randall Collins: The Sociology of Philosophies: A Global Theory of Intellectual Change, Cambridge 1998, 1098 pp.
5. Y.W.Gromyko: Zeichen: Logik und Methodologie, Moskau 2010, 287 S.
6. Marco Ivaldo: Das Thema der prästabilierten Harmonie in der Wissenschaftslehre. Untersuchung zur Leibniz-Rezeption J. G. Fichtes, in: H.Poser (cur.), Nihil sine Ratione. Mensch, Natur und Technik im Werken von G. W. Leibniz, VII. Internationaler Leibniz-Kongreß, Berlin 2001, pp. 549-556.
7. A.I. Kobzev: Die Lehre von Symbolen und Zahlen in klassischen chinesischen Philosophie, Moskau 1994, 432 S.
8. N.A.Osminskaya: «Mathematik und Metaphysik in „Dissertatio de Arte Combinatoria“ von G.W. Leibniz» in: Fragen der Philosophie. — 2 (2011), Moskau, S.151-158.
http://leibniz-2016.de/presse/
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